Zwischen Bildschirm- und Beziehungszeit – Wie die Digitalisierung unser Familienleben verändert

Zwischen Bildschirm- und Beziehungszeit – Wie die Digitalisierung unser Familienleben verändert
kleeblatt
29. April 2025

Manchmal frage ich mich, wie ich es früher gemacht habe – ohne Timer auf dem Handy, ohne digitale Einkaufsliste und ohne die beruhigende Gewissheit, dass ein Touch auf dem Bildschirm mir innerhalb von Minuten sagt, was als nächstes zu tun ist. Die Digitalisierung ist längst bei uns im Wohnzimmer angekommen. Zwischen Bauklötzen, Kaffeetassen und dem nächsten Zoom-Meeting verschwimmen die Grenzen zwischen „online“ und „echt“. Praktisch? Absolut. Aber auch herausfordernd. Besonders für Familien!

Die Vorteile: Struktur, Hilfe, Gemeinschaft

Ob Videoanruf mit den Großeltern, kinderfreundliche Hörspiele via App oder die smarte To-do-Liste, die mein volles Mama-Hirn entlastet – viele digitale Helferlein sind längst feste Familienmitglieder. Sie schenken uns Zeit, Übersicht und manchmal sogar ein Gefühl von Verbundenheit in unserem häufig so hektischen Alltag. Besonders in der Elternzeit habe ich Plattformen wie Instagram oder andere Mama-Communities schätzen gelernt. Digitalisierung kann Brücken bauen, wo im echten Leben vielleicht gerade Isolation herrscht.

Aber: Wo Licht ist, ist auch Blaulicht. Und zwar oft zu viel davon. Auch unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der das Digitale oft lauter ist als das Analoge. Zwischen TikTok-Tänzen und YouTube-Kanälen droht echte Langeweile zur Herausforderung zu werden und genau die brauchen Kinder doch, um kreativ zu werden!

Ich habe mir keine digitalen Dogmen auferlegt, aber klare Regeln eingeführt. Bei uns gibt es „Offline-Zeit“: kein Handy beim Essen, keine E-Mails nach 20 Uhr und am Morgen nach dem Aufstehen, bleiben wir bildschirmfrei – zumindest meistens. Es ist kein Verzicht, sondern ein Geschenk an uns selbst. An unsere Verbindung. Und ich stelle immer wieder fest: Kinder brauchen kein perfektes Digital-Konzept. Sie brauchen präsente Eltern. Eltern, die sich Fehler erlauben & eingestehen, die auch mal einen schlechten Tag haben, Emotionen zeigen, aber immer da sind. Wirklich da – mit offenen Ohren, zugewandter Haltung und direktem Augenkontakt!

Natürlich lebt Medienzeit nicht nur von Regeln, sondern vor allem auch von den Inhalten. Wir haben über die letzten Jahre ausprobiert, gefiltert und schließlich ein kleines Repertoire an digitalen Lieblingsbegleitern zusammengestellt – nicht als Dauerprogramm, sondern als bewusste Inseln im Familienalltag.

Unsere Top 3 Apps & Formate für Vorschulkinder:

  • Edurino, die Lernspiel App
  • KiKA App & Podcasts
  • Sofatutor KIDS

Unsere Familien-Medienzeit-Tipps:

  • Zeitfenster statt Zeitdruck: Bei uns gibt es feste Medienzeiten – z. B. eine halbe Stunde oder auch mal länger vor dem Abendessen. Das schafft Klarheit und nimmt Druck raus.
  • Mitmachen statt Abschalten: Wenn möglich, schauen oder spielen wir gemeinsam. Das bringt Nähe – und gute Gespräche danach.
  • Digitale Inhalte analog aufgreifen: Nach dem Film wird gemalt, nach dem Hörspiel nachgespielt. So bleibt’s kreativ und lebendig.
  • Offline hat Vorrang: Bücher, Puzzleteile und Matschhosen haben immer Priorität. Die beste Kindheit findet noch immer draußen statt!

Mein Fazit?

Digitalisierung ist kein Feind. Aber sie ist auch kein Babysitter. Sie ist ein Werkzeug – und wir entscheiden, wie wir es nutzen. Zwischen Vogue und Windeln, Tablets und Trotzanfällen liegt ein Alltag voller Möglichkeiten. Wir müssen nur entscheiden, ihn bewusst zu gestalten.

Unser fünfjähriger Sohn ist neugierig, wissbegierig und natürlich fasziniert vom Bildschirm. Ganz gleich, ob Tablet, Fernseher oder mein Handy: sie üben eine magische Anziehung aus. Doch statt sie zu verteufeln, versuchen wir, diese Faszination zu begleiten. Medienzeit ist bei uns kein ständiger Begleiter, sondern ein bewusstes Ritual.

Er darf zu bestimmten Zeiten bestimmte Sendungen anschauen. Dabei achten wir darauf, dass die Inhalte altersgerecht und ruhig erzählt sind, Sinnvolles vermitteln und es keine Dauerbeschallung, sondern emotionale Geschichten mit Herz oder Interessantes mit Verstand ist. Außerdem: Kein Bildschirm in seinem Zimmer, kein YouTube „zur Beruhigung“ und niemals als Belohnung. Stattdessen versuchen wir, Medien in Geschichten zu verwandeln – ein Film wird zum Anlass für ein Rollenspiel, ein Hörspiel zur Begleitung beim Basteln oder Malen. So bleibt das Digitale eingebettet in unser echtes Leben. Wenn ich dann sehe, wie er einen Elefanten zeichnet, weil er ihn in einer seiner geliebten Tierdokus gesehen hat oder überraschendes Fachwissen zu einem Tier auf Lager hat, weiß ich: Es kommt nicht auf die Minuten an, sondern auf das was & wie.

X Ann-Kathrin Hellge

Artikel: Zwischen Bildschirm- und Beziehungszeit – Wie die Digitalisierung unser Familienleben verändert

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