Lena Hildebrandt: Kunst als Ausdruck radikaler Ehrlichkeit

Lena Hildebrandt: Kunst als Ausdruck radikaler Ehrlichkeit
kleeblatt
31. Juli 2025

Zwischen Ölfarbe, Feminismus und dem Wunsch, jeden Tag bewusst zu leben

Lena Hildebrandt ist eine Künstlerin, die ihre Leinwände mit einem tiefen Bedürfnis nach Ausdruck, Gerechtigkeit und Selbstreflexion füllt. Sie ist 24 Jahre alt, lebt in Hannover – einer Stadt, mit der sie familiär seit Generationen verbunden ist – und steht am Anfang eines neuen Kapitels: Ab dem Wintersemester beginnt sie ihr Kunststudium an der Fachhochschule. Doch was sich wie ein logischer Schritt liest, ist das Ergebnis einer intensiven, manchmal schmerzhaften, aber auch kraftvollen Reise.

Ihre ersten Pinselstriche setzte Lena als Kind – am Küchentisch, gemeinsam mit ihrer Großmutter. Der Wunsch, Künstlerin zu werden, war früh da. Dennoch führte sie ihr Weg zunächst in eine andere Richtung: Fünf Jahre lang arbeitete sie als Köchin, bevor ein persönlicher Schicksalsschlag alles veränderte. „Der Tod meiner Lieblingstante durch Corona hat mir gezeigt, dass das Leben keine Garantien kennt“, sagt sie. Die Folge war kein Rückzug, sondern der mutige Schritt zurück zu ihren Wurzeln – zur Kunst. Seitdem lebt sie intensiver, bewusster und vor allem kreativer.

In ihren Arbeiten dominieren Frauenkörper – kraftvolle Akte, die Selbstbewusstsein, Selbstakzeptanz und zugleich eine tiefe Verletzlichkeit zeigen. Lena nutzt ihre Kunst als Sprachrohr für feministische Themen. Geprägt durch eigene Erfahrungen mit sexueller Belästigung ist ihre Arbeit weit mehr als ästhetischer Ausdruck: Sie ist Anklage, Schutzraum und Statement zugleich. „Ich will zeigen, was es heißt, sich als Frau in dieser Welt selbst zu behaupten“, erklärt sie. Und das gelingt ihr – mal mit sanften Linien, mal mit überwältigender Intensität.

Technisch arbeitet Lena am liebsten mit Ölfarben. „Acryl ist zu schnell, Kohle zu flüchtig – Öl lässt mir Raum für Gefühl“, beschreibt sie ihren Zugang. Viele ihrer Werke entstehen spontan, aus einem inneren Drang heraus. Die emotionalsten Bilder, sagt sie, seien oft die ungeplanten. Dass ihre Arbeiten Wirkung zeigen, beweist eine Anekdote: Bei einer Ausstellung sprach eine Besucherin sie an – das Bild habe sie regelrecht eingeschüchtert. Lena reagierte gelassen: „Es sollte genau das auslösen.“ Ihre Kunst will nicht nur gefallen, sie will etwas bewegen.

Inspiration findet Lena in Persönlichkeiten wie Vincent van Gogh und Frida Kahlo – Künstler, die Schmerz und Stärke in unverwechselbare Bildsprache übersetzt haben. Doch ihr eigentliches Vorbild ist ihre Großmutter: „Stur, klar, kompromisslos – genauso will ich auch sein.“ Mit dem anstehenden Studium möchte Lena ihren Horizont erweitern, neue Techniken entdecken und auch den eigenen Blick auf andere Kunstformen schärfen.

Was sie antreibt, ist kein kurzfristiger Hype, sondern eine tiefe Überzeugung: Kunst als Mission. Kunst, die erzählt, aufrüttelt und sichtbar macht, was oft unsichtbar bleibt. Lena Hildebrandt ist eine junge Stimme in der Kunstwelt – ehrlich, laut, unbequem. Und genau deshalb so wichtig.

Instagram: @lenas.artgallery

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