Pünktlich um 8 Uhr sind die ersten Helfenden vor Ort und richten den Ausgaberaum her. Die Laatzener Tafel für Hemmingen, Laatzen und Pattensen e.V. schätzt sich glücklich, dass sie in Pattensen einen Raum in der Kirchengemeinde St. Lucas zur Verfügung gestellt bekommen hat. Hier findet die Lebensmittelausgabe an armutsbetroffene Menschen statt, die in der Stadt Pattensen und seinen Stadtteilen wohnen und im tafeleigenen EDV-Programm bereits registriert sind.
Lebensmittel retten, Menschen helfen
Der erste Transporter, der ebenfalls bereits seit dem frühen Vormittag unterwegs war und einige Supermärkte, Händler, Bäckereien etc. angefahren hatte, kommt bereits geben 9 Uhr gut beladen von einer Tour zurück. Lebensmittel, teils sortiert, teils unsortiert werden ausgeladen und für die Ausgabe vorbereitet. Mit Handschuhen und Schürze ausgestattet gehen die anwesenden sieben Helfenden an die Sicht- und Tastprüfung von Obst und Gemüse. Die Frage „Würde ich das noch selbst essen?“ ist ein Haupt-Kriterium. Viele Produkte sind noch in einwandfreiem Zustand, manche haben leichte Druckstellen, manche wandern aber auch direkt in die Bio-Abfalltonne. Etliche Produkte müssen erst einmal von der Verpackung befreit werden, ehe sie richtig gesichtet werden können, die Mülltrennung wird beachtet.
Hätte die Tafel die Lebensmittel nicht abgeholt, wären sie direkt in den Müll gewandert.
Monika kontrolliert das Mindesthaltbarkeitsdatum auf den Päckchen mit Kartoffelpuffern. „Es ist schade, dass so viel weggeschmissen wird“, ärgert sich die Rentnerin. „Vieles ist noch essbar und landet einfach im Müll. Es ist gut, dass wir bei der Laatzener Tafel genau diese Lebensmittel retten und dass alles verwertet wird.“
„Wir brauchen unbedingt noch größere Aufklärung, was das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) angeht. Gerade bei Molkereiprodukten.“ Es wurmt Karin, dass es immer wieder Diskussionen gibt, wenn sie Ware ausgibt, deren MHD um zwei Tage überschritten ist. „Gucken, riechen, schmecken – dafür hat man seine Sinne doch“, sagt sie.
Joghurt, Milch, Käse und Wurst verstaut das Team schließlich in den beiden großen Kühlschränken.
Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben ihre festen Einsatztage – das strukturiert nicht nur die Abläufe, sondern stärkt auch den Team-Spirit.
„Donnerstag ist mein Tafel-Tag“, sagt Ilona und knotet die blaue Schürze mit dem Tafel-Logo hinter ihrem Rücken zu. „Ich freue mich jedes Mal darauf, mit anzupacken und auf alle, die hier mithelfen. Wir sind eine schöne Gemeinschaft.“
Die Nachfrage ist ungebrochen
Eine Stunde bevor sich die Türen öffnen, findet ab ca. 12.30 Uhr die Anmeldung der Neukunden statt. Manche warten bereits seit dem Vormittag und nutzen die Zeit für einen Plausch. Bei der Erst-Anmeldung ist die Vorlage eines Nachweises, wie z.B. der Bescheid über den Bezug von Wohngeld oder Grundsicherung nach dem Zweiten oder Zwölften Buch Sozialgesetzbuch erforderlich.
Damit es fair zugeht bekommt jede*r Wartende per Losverfahren einen Einkaufsplatz.
Die Ausgabe der Lebensmittel erfolgt gegen einen symbolischen Betrag. Dieser beträgt pro Erwachsenem 2,00 € und pro Kind 0,50 €, jedoch maximal 4,50 €. „Die Menschen, die das Angebot der Laatzener Tafel annehmen, wissen zu schätzen, was sie vor Ort dafür erhalten“, sagt Regine.
Am frühen Nachmittag
Um 13:30 Uhr betritt die erste Kundin den Ausgaberaum. In Abhängigkeit von der Größe ihres Haushaltes wird eine entsprechende Menge an Lebensmitteln ausgegeben. Die zu versorgende Personenzahl kennen die Helfenden aus dem Tafel-Ausweis.
Jede*r entscheidet selbst, welche Ware er mitnehmen möchte. Es kann nur das ausgegeben werden, was die Laatzener Tafel selbst erhalten hat und dennoch ist es ein wenig so wie in einem Markt. Die Kund*innen werden freundlich und höflich behandelt. Es ist ein respektvoller Umgang miteinander – man weiß um die Situation der Menschen. Die Dankbarkeit kommt auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck, mal ist es ein Lächeln, ein „Danke“ oder ein freundliches Kopfnicken.
Manchmal kommt es auch zu Sprachbarrieren – aber im Tafel-Team findet sich meistens jemand, der die Übersetzung übernimmt.
Innerhalb von zwei Stunden werden die zuvor sortierten Mengen an Lebensmitteln ausgegeben. Die leeren Kisten hat Dennis fein säuberlich für den Rücktransport bereits vor der Tür gestapelt.
Rund 60 Kund*innen kommen donnerstags zur Ausgabestelle, umgerechnet auf die jeweiligen Haushalte entspricht das rd. 180 Personen, die das Angebot in Anspruch nehmen.
„Jeder gibt, was er kann“
Die Laatzener Tafel für Hemmingen, Laatzen und Pattensen e.V. ist als gemeinnütziger Verein auf jede Art von Unterstützung angewiesen und freut sich über weitere personelle, materielle, finanzielle oder ideelle Hilfe! Weitere Informationen dazu findet man unter www.laatzener-tafel.de.