Na, spüren Sie es auch? Diese Kribbeln in der Luft, das sanfte Kitzeln der Sonnenstrahlen auf der Haut und das leise Summen der Bienen, die sich wagemutig in die ersten Blüten stürzen? Es ist Mai – der Monat, in dem das Leben wieder richtig Fahrt aufnimmt. Die Natur sprengt die letzten Reste des Winters ab und zeigt uns mit voller Wucht, was Frühling eigentlich bedeutet.
Der Wonnemonat Mai – warum eigentlich?
Schon mal aufgefallen? In keinem anderen Monat sprechen die Menschen so oft von „Wonne“ wie im Mai. Der Begriff „Wonnemonat“ stammt vermutlich aus dem Althochdeutschen – „wunnimanot“ – was so viel bedeutet wie „Weidemonat“. Es war die Zeit, in der die Tiere nach dem langen Winter endlich wieder auf die Weide durften. Endlich wieder Gras, endlich wieder Freiheit! Und irgendwie übertragen wir dieses Gefühl bis heute auf uns Menschen.
Der Mai ist eine Art Befreiungsschlag. Die letzten Winterreste sind endgültig Geschichte, die Tage sind endlich lang genug, um auch nach Feierabend noch ein richtig Sonne zu erhaschen. Der Wintermief wird aus den Häusern gelüftet, und es scheint, als würde die Welt noch einmal neu anfangen.
Kein Wunder also, dass der Mai in vielen Kulturen als der Monat der Fruchtbarkeit, der Liebe und des Neubeginns gilt. Der „Tanz in den Mai“ symbolisiert nicht nur das Vertreiben des Winters, sondern auch die Freude am Leben selbst. Und dann wäre da noch der 1. Mai, Tag der Arbeit, der uns auch gleich daran erinnert, dass der Mai nicht nur Freude, sondern auch Verantwortung mit sich bringt.
Mai – ein Fest für alle Sinne
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich als Kind den Mai geliebt habe. Wir wohnten damals am Stadtrand, und direkt hinter unserem Haus begann ein kleines Waldstück. Eines Morgens, es muss Anfang Mai gewesen sein, weckte mich meine Mutter früh mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Heute machen wir einen Morgenspaziergang“, verkündete sie.
Ich war wenig begeistert. Wer will schon freiwillig um sechs Uhr aufstehen? Aber meine Mutter ließ nicht locker, und schließlich stapfte ich mit zerzausten Haaren und Gummistiefeln hinter ihr her. Es war noch kühl, die Wiese war nass vom Morgentau, und ich grummelte vor mich hin.
Aber dann passierte es: Wir kamen in den Wald, und überall um uns herum blühte der Bärlauch. Ein Meer aus saftigem Grün. Der Geruch war intensiv – eine Mischung aus Knoblauch und frischem Gras. Meine Mutter zeigte mir, wie man die Blätter vorsichtig pflückt, und erzählte mir dabei, wie man daraus eine leckere Bärlauchbutter macht.
Darf man heute überhaupt noch Barlauch pflücken? Nicht, dass man dafür in den Knast muss!
Na egal, damals war das erlaubt.
Wir sammelten, lachten und liefen weiter, bis wir am Waldrand eine kleine Lichtung entdeckten, auf der das Sonnenlicht durch die Bäume brach. Dort setzten wir uns auf einen umgestürzten Baumstamm und aßen die belegten Brote, die sie eingepackt hatte. Und ich dachte nur: So fühlt sich Freiheit an.
Maibaum und Maifeiertag – eine kleine Kulturgeschichte
Der 1. Mai ist nicht nur in Deutschland ein wichtiger Feiertag. In vielen Ländern der Welt ist der „Tag der Arbeit“ ein Symbol für die Rechte der Arbeiterbewegung. Demonstrationen und Feste gehen Hand in Hand – und auch der Maibaum hat eine lange Tradition.
Der Brauch, einen Maibaum aufzustellen, stammt vermutlich aus heidnischen Frühlingsritualen. Der Baum symbolisiert Wachstum und Fruchtbarkeit, und das Schmücken mit bunten Bändern soll den Frühlingsgeist anlocken.
Ich erinnere mich noch gut an das eine Mal, als ich selbst beim Maibaumaufstellen dabei war. Es war in einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide – ich war eigentlich nur zufällig dort, weil ich eine Freundin besucht hatte. Die ganze Dorfgemeinschaft war auf den Beinen, und die Männer schleppten mit vereinten Kräften den frisch geschlagenen Baum auf den Dorfplatz.
Was dann folgte, war ein heilloses Durcheinander: Der Baum wollte einfach nicht so gerade stehen, wie es geplant war. Zwei Männer stritten sich lautstark über die richtige Technik, während eine alte Dame mit Hut immer wieder rief: „Das geht so nicht, das geht so nicht!“ Am Ende hielt der Baum – schief zwar, aber er stand. Und irgendwie passte das auch perfekt zum Charme des Dorfes.
Am Abend gab es dann eine riesige Feier mit Grillwürstchen, Bier und – natürlich – Maibowle. Die Maibowle war das Highlight: Waldmeister, Erdbeeren und ein bisschen Sekt. Es dauerte nicht lange, bis die Stimmung ausgelassen war und sich die ersten Mutigen ans Tanzen wagten.
Die Natur im Mai – eine Liebeserklärung
Was mich am Mai immer wieder begeistert, ist die Lebenslust der Natur. Alles blüht auf einmal: die Obstbäume stehen in voller Pracht, wenn man Glück hat leuchten auch noch ein paar Frühlingsblüher um die Wette, und die Luft ist erfüllt von einem süßen Duft. Es ist, als hätte die Natur endlich die Bremse gelöst und würde nun mit Volldampf den Frühling feiern.
Der Mai ist auch der Monat, in dem die Vögel sich auf ihren Nistplätzen einrichten. Morgens weckt mich das fröhliche Gezwitscher, und ich kann nicht anders, als mit einem Lächeln aufzuwachen – selbst an einem Montag.
Wussten Sie übrigens, dass der Mai auch der „Vogelhochzeitsmonat“ genannt wird? Viele Vogelarten bauen in dieser Zeit ihre Nester und kümmern sich um die Aufzucht des Nachwuchses. Kein Wunder, dass die Natur so lebendig wirkt – überall wird geflirtet, gezwitschert und gebaut.
Maikäfer und Maiwanderungen
Wer als Kind nicht mindestens einmal einen Maikäfer auf der Hand hatte, hat definitiv etwas verpasst. Diese drolligen Brummer mit ihren glänzenden Flügeldecken und den lustigen Fühlern sind so etwas wie die Maskottchen des Monats.
Im Mai geht man wieder raus – ob beim Wandern, beim Grillen oder beim ersten Cafébesuch im Freien. Die Lebensfreude steckt an, und die Sonne tut ihr Übriges, um die gute Laune zu fördern.
Mai – eine Liebeserklärung ans Leben
Der Mai ist für mich der Monat des Aufbruchs, der Fröhlichkeit und des Neuanfangs. Nach den kalten, dunklen Monaten wirkt er wie eine warme Umarmung – eine Einladung, das Leben wieder richtig zu genießen.
Also, nutzen Sie die Mai-Tage! Gehen Sie raus, tanzen Sie in den Mai, schnappen Sie sich ein Stück Erdbeerkuchen und genießen Sie die ersten warmen Abende. Denn der Mai ist mehr als nur ein Monat – er ist ein Gefühl. Ein Gefühl von Freiheit, Lebenslust und Hoffnung.
In diesem Sinne: Einen wundervollen Mai Ihnen allen!